Raumbezogene Daten: Kunst und Wissenschaft

David Saah zeigt Studenten und Lehrern die Fernerkundung und das Web Mapping.

Leiter des Geospatial Analysis Lab

Dr. David Saah ist ein außerordentlicher Professor an der University of San Francisco und Leiter des Geospatial Analysis Lab (GsAL). Als Umweltwissenschaftler hat er sich in mehreren Bereichen spezialisiert, zum Beispiel Landschaftsökologie, Ökologie von Ökosystemen, Hydrologie, Geomorphologie, Modellierung von Ökosystemen, Modellierung von Naturgefahren, Fernerkundung, geografische Informationssysteme (GIS) und raumbezogene Datenanalysen. Bei seinen wissenschaftlichen Forschungen setzt er integrierte raumbezogene Daten für die Kartografie, Überwachung und Modellierung der raumbezogenen Heterogenität der Umwelt ein.

David Saah im Interview

Frage: Was ist eigentlich eine Geodatenanalyse?

Antwort: Es ist eine Art Mischung aus Kunst und Wissenschaft, mit der raumbezogene Daten, also abbildbare Dinge, visuell dargestellt und von Nutzern analysiert werden können. So lässt sich der nächstgelegene Supermarkt finden, ein geeigneter Ort, um ein Haus zu bauen, aber auch das Ausmaß der Abholzung eines Waldes in einem Gebiet ermitteln, das nur schwer erreichbar ist. So lässt sich weltraumgestützte Wissenschaft einfach ausgedrückt beschreiben. Ich bin Leiter des GsAL (Geospatioial Analysis Lab) der University of San Francisco. In unserer Abteilung für Umweltwissenschaften setzen wir dieselbe Geodatentechnologie ein, um verschiedenste Umweltprobleme zu erfassen, zum Beispiel: Wie lassen sich unterschiedlich große Wald- oder Flächenbrände bekämpfen? Wo könnten Überschwemmungen auftreten? Wo lassen sich Projekte zur Kohlenstoffbindung durchführen?

Frage: Wann haben Sie angefangen, sich für dieses Thema zu interessieren?

Antwort: Ich komme aus Palästina. Der Begriff "Ein eigenes Land" hat mich geprägt. Dieses Thema stand immer im Vordergrund. Es war ständig in den Nachrichten und als politische Debatte präsent. Es ist der Teil meiner Identität, über den immer gestritten wurde – bis heute. Ich bin mit Landkarten aufgewachsen. Mir wurde gezeigt: "Für diese Grenzen kämpfen wir."

Als Student an der University of California in Berkeley wollte ich immer in die medizinische Forschung gehen und verbrachte viel Zeit im Labor. Irgendwann dachte ich: "Was mache ich hier eigentlich? Ich hasse das." Mir wurde klar, dass ich viel mehr Spaß an meinen eigenen Projekten zu künstlicher Intelligenz, neuralen Netzwerken und Ähnlichem hatte. Damals experimentierte man gerade damit, neurale Netzwerke in der Fernerkundung zur Landbedeckungsklassifikation einzusetzen. Ich habe dann einen entsprechenden Abschluss gemacht und begann meinen Master's Degree und meine Doktorarbeit im Bereich Landschaftsökologie. Während ich an meinem Abschluss in Berkeley arbeitete, gründete ich eine Spatial Information Group, eine Art Thinktank für Umweltfragen und -probleme.

Frage: Welche geografischen Tools von Google sind für Sie am nützlichsten?

Antwort: Da gibt es mehrere. Eins davon ist Earth Engine. Ich bin wirklich begeistert von den Möglichkeiten der webbasierten Fernerkundung. Es ist toll, dass ich aussagekräftige Analysen erstellen kann und keine Zeit verschwenden muss, Schülern zu erklären, wie eine technische Infrastruktur mit Geodaten aufgebaut wird. Wir können immer direkt loslegen. Das ist schon klasse.

Unserer Meinung nach wird mit Earth Engine ein Paradigmenwechsel eingeleitet. Informationen, die früher nur einigen Auserwählten und nur für eine bestimmte Zeit für ein bestimmtes Projekt zur Verfügung standen, sind jetzt für jedermann zugänglich. Damit haben alle die gleichen Bedingungen.

Frage: Hat sich Ihre Arbeit dadurch verändert?

Antwort: Ja, alles ist einfacher geworden. Wo wären wir ohne Earth Engine? Ich müsste Infrastrukturen für alle Orte erstellen, die wir abbilden. Ich müsste Unmengen von Daten zu diesen Orten herunterladen, auf die wir Zugriff haben – oder eben auch nicht. Und ich würde einige wenige in die Nutzung dieser Daten einweisen. Die Kosten wären horrend. Mit Earth Engine ist alles zugänglich und transparent.

Frage: Welcher ist Ihr Lieblingsort auf der Welt?

Antwort: Unsere Familie hat ein Haus in der Stadt Birzeit in der Nähe von Ramallah im Westjordanland gebaut. Wir zehn Cousins haben es zusammen errichtet. Das ist mein Lieblingsort. Ich habe schon viel von der Welt gesehen, aber dieser Ort ist mein Zuhause.

Google Earth Engine
Auf der cloudbasierten Plattform mit räumlichen Geodaten von Google lassen sich Satellitenbilder unseres Planeten in noch nie dagewesener Form aufrufen und analysieren.
Ein virtueller Besuch
Sehen Sie sich eine 3D-Darstellung des Campus der University of San Francisco in Google Earth an und erkunden Sie die direkte Nachbarschaft, nur wenige Blocks vom Golden Gate Park entfernt.